Als ich meine erste Stelle als Marketingleiter antrat (noch a bisserl grün hinter den Ohren 😉 , lag ein Riiiesenradiergummi auf meinem Schreibtisch. Zusammen mit einem handgeschriebenen Brief des Inhabers, der überschrieben war mit „Für die großen Fehler!“.

Ich fühlte mich abgeholt, gewertschätzt, verstanden in meiner verständlichen, anfänglichen Unsicherheit. Danach gab es weiter gute Gespräche mit meinem GF – doch im Alltag musste ich mich allein durchkämpfen. Mich einarbeiten und mir meine Position, die es vorher noch nicht gab, erarbeiten. Auch gegen Neid und Missgunst Alteingesessener.

Um diese Erfahrungen und einige Personalmarketing-Seminare und -Bücher reicher entwickelte ich später hier ein Onboarding-System. So heißt das neudeutsch, wenn ein neuer Mitarbeiter an Bord kommt. Mit Survivalhandbuch für die ersten 100 Tage. Mit einem hochempathischen Paten, der einem alles zeigt und den man alles fragen kann. Dazu Einarbeitungspläne und mehrere strukturierte Feedback-Gespräche schon in der Probezeit.

Die Kündigungsquote sank signifikant , die Quote derer, die die Probezeit „überlebten“, stieg in gleichem Maße. Zeit und Kosten, die für Neuausschreibungen anzusetzen sind, werden von Personalexperten übrigens auf ein halbes bis ein ganzes Jahresgehalt der ausgeschriebenen Position taxiert.

Wertschätzung sollte sich natürlich wie ein roter Faden durch die Unternehmenskultur ziehen. Vom Recruiting bis zur Kündigung. Wer als toller Arbeitgeber bekannt ist, hat mehr Bewerbungen, kann C-Mitarbeiter (innerlich gekündigt oder freizeitorientierte Schonhaltung oder beides) durch A-Mitarbeiter (Treiber des Unternehmenserfolges) ersetzen.

Also hier nochmal ein paar flotte Beispiele, die alle eigene Blogbeiträge verdient haben. Und sicher demnächst bekommen:

  • Stellenanzeigen sind soooo langweilig! So austauschbar in ihren Sprechblasen. Vom Azubi bis zum Abteilungsleiter: Teamfähigkeit hier, Stressresistenz da – blablabla. Wer soll so BEGEISTERT werden??? Zeigen Sie EMOTIONEN!!! In einer Kampagne mit kreativer Klammer – also wiedererkennbaren emotionalen Elementen. Dann kommen die richtigen Leute (m/w/d) auf den Geschmack. Denn Emotion führt zu Aktion. Ratio führt zum Grübeln.
  • Machen Sie Mitarbeiter zu Mitunternehmern! Sie wollen Sinn sehen in ihrem Tun, wollen Ziele kennen, Neuigkeiten nicht durch den Flurfunk erfahren etc. Ein Info-System von durchdachten Rundmails bis hin zur Mitarbeiter-Zeitung wirkt wunder.
  • Ausgefallene Abteilungs-Events, krachende Betriebsfeste mit echten Highlights und Zuschüsse zu Team-Abenden sind für ein prima Betriebsklima DER Turbo. Und mit der Stimmung steigen die Erlöse. Denn auch abteilungsübergeifend arbeitet man einfach besser zusammen, wenn mal richtig gemeinsam auf die Pauke gehauen wurde…
  • Lesen Sie mal die Bewerberkorrespondenz mit Bedacht durch, die Sie so versenden. Welche Botschaften versenden Sie da? Absolute, individuelle Wertschätzung? Oder Textbausteine aus den Achtzigern, als die geburtenstarken Jahrgänge auf den Markt strömten und Sie sich die Rosinen rauspicken konnten. Heute hat jeder richtig gute Bewerber mehr als vier Asse auf der Hand.
Ich muss mich jetzt zügeln, der Beitrag ist schon viel zu lang geworden. Mir fiele noch so viel ein….Doch dazu bei einer der nächsten Buchstabensuppen mehr. Ich hoffe, es waren ein paar Appetit- oder besser Hirnanreger dabei. Byebye.